Mit einer großen Abordnung ist unser Verein zur höchsten Prüfung nach Mittelsten-Thüle des Klub Nordwest angereist.
Ein Erfahrungsbericht unseres jüngsten Führers:
Meine erste Kleemann – eine Prüfung für die Demut
Im Sommer des Jahres 2021 zog mein allererster Hund – natürlich ein Deutsch Kurzhaar – in mein Leben ein. Ein tiefer und lang gehegter Wunsch realisierte sich. Dutzende Bücher verschlang ich
in Vorbereitung auf das kleine Geschöpf, jedoch bereitete mich keine Lektüre auf die kommenden drei Jahre vor.
Der Weg zum Kleemann-geprüften Vorstehhund ist an sich schon eine Herausforderung, nicht zuletzt für den Mensch am Anfang der Leine. Die geforderten ersten Preise sind die eine Sache, die Mentalität im Kurzhaarlager eine andere. Besonders offenbar wird die DK-eigene Haltung gerne im Kontext einer Prüfung wie der Verbandsgebrauchsprüfung. Während sich Hundeführende anderer Hunderassen bereits über das Bestehen der VPG als solcher freuen
können, gibt es für den DK-Führenden nur das eine: Den 1.Preis. Eine auf weniger angelegte Denkweise ist einem DK-Führenden faktisch artfremd. Und auch ich verinnerlichte diese Geisteshaltung und den damit verbundenen Ehrgeiz.
Und so ist es – angesichts Zulässigkeitsvoraussetzungen – bereits eine großartige Leistung, die Teilnahme an der Kleemann zu erreichen. Aber auch das musste ich als DK-Führer lernen: Man möchte nicht „nur“ die vier ersten Preise, um an der Kleemann teilnehmen zu können, nein, man
möchte Kurzhaar-Sieger werden! Eben dieser Gedanke verfing sich in meinem Geiste, als ich meine VGP-Urkunde in Händen hielt, denn ab diesem Moment bestimmte die Vorbereitung auf die 46. Dr.-Kleemann-Zuchtausleseprüfung mein Leben und das meines Hundes.
Als sog. Erstlingsführer konnte ich nur erahnen, wie sich diese Zuchtsausleseprüfung tatsächlich zu tragen würde. Die Schilderung und Erfahrungsberichte so vieler hilfsbereiter und erfahrener
Hundeführer aus der DK-Franken-Familie boten mir viel Anhalt und Orientierung. Ich bin noch immer dankbar für jeden Hinweis, jeden Rat und jedes vertrauensvolle Wort, das von den „alten
Hasen“ an mich gerichtet wurde. Was sich jedoch im Zuge der Vorbereitung nicht einstellte, war
ein ausreichendes Gefühl der Sicherheit. Meine Nervosität wuchs und als sich schließlich mein Hund noch 10 Tage vor der Anreise nach Mittelsten Thüle den Pfotenballen aufschnitt, wechselte meine Stimmung ins defätistische. Man beriet sich, faste Mut, verband täglich die Wunden des Hundes und reiste in der Hoffnung, es werde schon alles gut gehen, an.
Schon den Tag der Anmeldung, Auslosung und Zuchtschau empfand ich als etwas besonders.
Die Größe der Veranstaltung war mir vollkommen neu. Der organisatorische Aufwand war beachtlich. Die Verantwortlichen verdienen jedes Lob, immerhin waren jeweils über hundert
Hunde und Richter sowie über dreißig Reviere involviert und entsprechend zu koordinieren. Überhaupt hatte ich noch nie so viele gute Hunde, renommierte Zwinger und fleißige Hundeführer
auf einem Fleckchen Erde gesehen. Überzeugend wirkte auf mich zudem der seriöse und professionelle Rahmen des Events. Ich gewann am Abend des ersten Tages nach dem dritten Biere neuen Mut.
Der Morgen des ersten Prüfungstages startete mit einem eifrig rufenden Fasanengockel im halbhohen Bewuchs. Mein Hund suchte sich den passenden Wind, nahm sich den nötigen Raum zum Suchen, blieb dabei ebenso führig wie gehorsam und stand vor, wo es etwas zum Vorstehen
gab. Hase, Fasan, kein Anzeichen eines Einspringens oder Nachprellens. Meine Hand senkrecht gen Himmel gestreckt, war ihm stets Zeichen genug, fest zu stehen. Es war mein Hund der mir von Suchengang zu Suchengang mehr und mehr von eben jener Sicherheit gab, die ich während der Vorbereitung nicht zu finden vermochte. Seine Suchen erfüllten die richterlichen Erwartungen und es ging ans Wasser, wo wieder jeder Fehler das Ende der Prüfung bedeuten konnte.
Vom Richterobmann ans Schilf geführt, erteilte ich den Voran-Befehl und mein Hund tat, was er seit der Vorbereitung auf die Herbstzuchtprüfungen nie anders kennen gelernt hatte: Zuverlässig,
ausdauernd, umfassend und konzentriert das Gewässer durchstöbern. Ohne Beute zurück zukehren war dabei keine Option. Doch dieses Mal musste er ohne Beute zu mir zurückkehren, um noch die geflügelte Ente arbeiten zu können. Das gehandicapte Federwild ließ sodann keine
Schussabgabe zu und mein Hund brachte den Erpel nach kurzer Suche lebend. Das anschließende Bringen mit Schuss auf das sichtige Federwild empfand ich als zigfach durchexerzierten Automatismus, der nur gelingen konnte. Als schließlich mein Hund mit der Ente
im Fang vor mir saß, war es geschafft. Die Richtergruppe gratuliert lächelnd zum KS-Titel, was ich nur einen ganz kurzen Moment lang begreifen wollte. Ein paar Tränchen rutschten mir beim
Händedruck des Richterobmannes über die Wange, aber die richtig große Freude blieb zunächst aus. Ich bedankte mich bei der Richtergruppe für die professionelle, transparente und menschlich
sehr angenehme Umgangsweise während der Prüfung und verließ den Wasserbereich.
Zurück am eigenen Fahrzeug wollte sich das ersehnte Glücksgefühl leider immer noch nicht einstellen. Selbst während des Abschlussbankettes am folgenden Samstagabend erfasste mich
kein besonderer Freudentaumel. Was war nur mit mir los? Als schließlich alles vorüber war und der Morgen des Rückreisetages anbrach, blickte mich mein Hund in Erwartung des morgendlichen Gassi-Ganges an. Ich erinnerte mich augenblicklich daran, wie ich meinen Welpen einst beim Züchter holte, vollkommen verunsichert darüber, was uns die gemeinsame Zukunft brächte. Ich erinnerte mich, wie wir immer mehr zusammenwuchsen und erfolgreich von Prüfung zu Prüfung eilten. Wie ich dank ihm aufs Neue Geduld lernte und er sich mein Vertrauen
erarbeitet. Wie ich mich irgendwann einfach auf ihn verlassen konnte und er meine jagdliche Welt vervollständigte. Und schließlich sah ich ein, dass Prägung keine Einbahnstraße darstellt. Die Fülle an Erinnerungen und Gedanken löste alle Spannung auf und ein wahnsinnig positives Gefühl kam auf. Dieser kleine Kerl von einst ist nun ein großer KS geworden. Natürlich auch, weil wir viel trainierten. Wir waren fleißig. Aber nichts ist selbstverständlich und weder Mensch noch Hund
sind vollkommen. Ich kniete mich zu meinem wartenden Hund herunter und schloss ihn in die Arme. Angesichts meiner Unvollkommenheit gebührte meinem Hund jedes Lob, ich trat in diesem Augenblick voller Dankbarkeit hinter ihm zurück und da war es… Überschwängliches Kleemann-Glück, entstanden aus dem ehrlichen Gefühl tiefer Demut meinem Hund gegenüber.
Martin Sesselmann mit Aragorn KS vom Entenstrich
Als Richter waren eingesetzt: Ursula Scriba und Rainer Seeber (Spezialzuchtrichter und Feld/Wasser), Harald Beyer (Feld/Wasser – DK Hohenlohe) und Jürgen Süß (Feld/Wasser)
Als Führer konnten sich folgende Gespanne qualifizieren:
PNr.: 12 Aragorn vom Entenstrich 1408/21, Führer: Martin Sesselmann, 95367 Trebgast, Fw: SG, KS, bestanden
Feldarbeit: Von Beginn an zeigt der Rüde eine planmäßige und flotte Suche. Der Rüde zeigte in allen Suchengängen eine gleichbleibend weiträumige und selbständige Suche mit sehr gutem Sprung und Kopfhaltung. Ein Hase wird vorgestanden und auf Schuss ohne Kommando gehalten. Er zeigt sehr gute Raumaufteilung und wendet richtig in den Wind. In der sehr guten Zusammenarbeit mit dem Führer zeigt der Rüde Gehorsam und Lenkbarkeit. Im zweiten Suchengang wird ein Hase fest vorgestanden. Beim ablaufenden Hasen wird auf Schuss nicht nachgeprellt. Im selben Suchengang wird ein Fasan fest
vorgestanden, fest gemacht und der abstreichende Fasan wird ohne Kommando quittiert. In der Paarsuche mit Hund Nr. 39 und Nr. 40 zeigte der Rüde eine selbständige und sehr gute Suche und lässt sich auch beim Kreuzen der anderen Hunde nicht von seiner Arbeit ablenken.
Der Rüde nahm beim Stöbern ohne Ente das Wasser sofort an, querte die freie Wasserfläche und stöbert auf der Insel und der rechten gegenüberliegenden Seite.
Die Arbeit wurde sehr selbständig und ohne große Einwirkung des Führers sehr gut erledigt.
Stöbern mit Ente: Die lebende Ente wurde recht schnell gefunden, gegriffen und gebracht. Eine erlegte Ente wurde ins offene Wasser geworfen und nach Schussabgabe hat der Rüde die Ente selbständig gebracht. Ausgeben der Ente wurde mit 3 bewertet.
PNr.: 16 Ivo vom Hirschenacker 0868/20, Führer: Burkhard Neubig, 96142 Hollfeld, Fw: SG, KS, bestanden
Der Hund zeigte in allen 4 Suchengängen eine sehr gute, weiträumige und von gutem Sprung geprägte Suche. Er sucht immer wieder selbstständig Kontakt zum Hundeführer. Der Hund zeigte während aller Suchengängen eine ansprechende Suche, kam aber leider erst im 4. Suchengang an Wild. Eine Kette Rebhühner verstand er festzumachen und stand sie sicher vor. Der „Gehorsam mit und ohne Wild“ und die „Schussruhe“ waren ausgezeichnet, es bedurfte keinerlei Einwirkung
seitens des Führers.
Wasserarbeit: Der Rüde zeigt eine völlig selbständige, passionierte Wasserarbeit mit und ohne Ente und „beherrscht“ das Gewässer. Alle Aufgaben werden fehlerfrei erledigt
PNr.: 55 Amika vom Dexterhof 1140/22, Führer: Stefan Gügel, 91301
Forchheim-Kersbach, Fw: SG, KS, bestanden
Im ersten Suchengang der Hündin in knie- bis hüfthoher Brache und Unlandfläche zeigt uns die Hündin eine flotte Galoppsuche, die dem schwierigen Bewuchs angepasst ist. Bereits nach kurzer Zeit steht sie einen Fasan fest vor und zieht in schöner Manier nach. Die Schussruhe beim Abstreichen des Vogels ist in Ordnung. Amika zeigt ein fast identisches Bild nur kurze Zeit später. Auch hier entscheidet sich der Führer zu schießen. Es wird wiederholt Schussruhe gezeigt.
Die zweite Suche auf Grünland wird ebenfalls in sehr flotter Galoppsuche mit einer schönen Kopfhaltung ausgeführt. Die planvolle Quersuche wird in sehr guter Verbindung mit dem Führer gezeigt. Es wird wiederholt Witterung von Gänsen markiert, die auf der Fläche geruht hatten. Ein Hase, der zum Ende der Suche die Sasse verlässt, wird ohne Kommando quittiert. Die Paarsuche mir der Katalognummer 94 wird in knöchelhohem Raps ebenfalls in eleganter Manier in sehr guter Galoppsuche durchgeführt. Obwohl sich die Hündinnen sehr nah kreuzen, arbeitet Amika davon unbeeindruckt mit hohem
Finderwillen weiter. Leider konnte hier kein Wild bestätigt werden.
Auch hier ist die Zusammenarbeit mit dem Führer einwandfrei.
Beim Suchengang Nr. 4 in höherem Senf arbeitet die Hündin ebenfalls flott, mit sehr gutem Sprung. Mit meist waagerechter Kopfhaltung dreht sie richtig in den Wind und markiert häufiger Witterung von Rehwild, das schon vor der Suche aus dem Bestand gewechselt ist.
An dem Gewässer, welches ca. 9.000 m² groß ist, einen Schilfgürtel aufweist, aber keine Insel hat, wird die Hündin zum Stöbern geschnallt. Sie stöbert intensiv den Schilfgürtel zur linken Seite durch und arbeitet dann systematisch den Schilfgürtel in den Wind hinein hoch. Dabei zeigt sie immer wieder Witterung der Enten von der vorherigen Gruppe an. Sie kommt zum Führer zurück und arbeitet ohne erneutes Kommando ebenfalls die rechte Schilfseite hoch, so dass das Schilf komplett durchgearbeitet wird. Diese Arbeit ist von Finder- und Durchhaltewillen
geprägt. Nachdem die Ente ausgesetzt ist, arbeitet Amika den Schilfgürtel hoch und findet dann alsbald die Ente und drückt sie aus dem Schilf. Sichtig verfolgt sie den Erpel, der alsbald taucht und eine beachtliche Strecke unter Wasser zurücklegt. Amika lässt sich vom Führer lenken, sucht und findet immer wieder die Witterung des
Erpels und drückt wiederholt den Vogel aus dem Schilf, der jedoch immer wieder weit tauchend das Weite sucht. Da die Hündin schon eine ganze Zeit im Wasser arbeitete, Durchhaltewillen, Finderwillen und Nasenleistung bewiesen hat, entschließt sich die Richtergruppe die Arbeit zu beenden und die tote Ente zu werfen. Die Bringleistung ist korrekt.
PNr.: 60 ,Akira vom Felsengartenland 0005/21, Führer: Christoph Knauer, 90584 Allersberg, Fw: SG, KS, bestanden
Die Schwarzschimmelhündin wird auf unterschiedlichem Gelände und
Bewuchshöhen zur Suche geschnallt. Dabei zeigt sie unterschiedliche Suchbilder. In den einzelnen Suchgängen zeigt die Hündin stets den Willen an Wild zu kommen. Sie macht Fasane fest und steht sie vor, bis ihr Führer herantreten kann, so dass die Fasane ab streichen. Auf den Schuss hin zeigt die Hündin ebenfalls Gehorsam. Mit den unterschiedlichen Bewuchshöhen kommt die Hündin sehr gut
zurecht, die Planmäßigkeit lässt bei Wild-Witterung hin und wieder leicht nach. An einem Hasen zeigt die Hündin Gehorsam. Die Suche kann noch mit sehr gut bewertet werden. Die Hündin ist während den Suchen der anderen Gespanne im Hintergrund anwesend und verhält sich unauffällig. Die Hündin wird am Wasser zur Arbeit ohne lebende Ente geschnallt. Sie nimmt bereitwillig das Wasser an und stöbert die ihr zugewiesenen Fläche gründlich ab.
Auf Befehl lässt sich die Hündin über das Wasser an zwei Inseln schicken und sucht diese ab. Die lebende Ente kann die Hündin sehr schnell finden und aufs offene Wasser drücken. Nach dem Erlegen mit einem gezielten Schuss, wird die Ente gebracht jedoch vor dem Führer fallen gelassen, daher im Bringen gut. Das Gespann kann die Prüfung bestehen, mit lediglich einen Abzug im Bringen.
PNr.: 83 ,Balda vom Odinswald 0648/19, Führer: Lothar Lochner, 91052 Erlangen, , Fw: SG, nicht bestanden
Die Hündin zeigt im 1. Suchengang im Ölrettich keine planmäßige Suche, kommt nach ca. 50m an ein Stück Rehwild, welches sie kurz verfolgt, dann aber zum Führer zurückkehrt.
Auch in 2. Suchergang pfeift der Führer sehr viel, die Hündin findet nicht in eine planmäßige Suche, sie sucht auf der Stelle, sticht nach vorne, der Führer wirkt ständig ein.
Im 3. Suchergang zeigt sich das gleiche Bild, die Suche baut sich nicht auf, auch hier sucht die Hündin auf der Stelle und kann dann erst nach dauernder Einwirkung des Führers angeleint werden.
Die gezeigte Leistung genügt bei weitem nicht den Anforderungen der Dr. Kleemann Zuchtausleseprüfung.
Natürlich konnten wir an einem Vormittag die Gegen etwas erkunden….es war eine tolle Truppe und wir haben den Fränkischen Verein Deutsch-Kurzhaar würdig vertreten!
Somit können nun vier von fünf Gespannen den Zusatz „KS“ tragen! Ein wirklich hervorragendes Ergebnis. Wir gratulieren allen Gespannen! Schon die Qualifikation ist ein sehr schwieriges Unterfangen, welches viel Einsatz, Übung und Enthusiasmus benötigt!
Weiterhin alles Gute für die Hunde und die Führer!
Waidmannsheil!